"Ohne Travis hätte es Coldplay möglicherweise niemals gegeben", äußerte Coldplay-Frontmann Chris Martin in einem Interview. Es kann wohl keine schönere Ehrung oder größere Anerkennung geben. Wer Travis kennt, weiß, dass eine solche Aussage in ihren Augen zehnmal schwerer wiegt als jede Chartplatzierung. Nicht umsonst nannte das in London lebende Quartett, das zu den erfolgreichsten Bands Schottlands zählt, ihr drittes Album „The Invisible Band“. Die Formation um den sympathischen Front-Charismatiker Fran Healy verschwindet gern hinter der eigenen Musik und lässt diese für sich sprechen. Sie entfaltet ihre bezaubernde Wirkung auch ohne jede Form von Star-Habitus ganz aus sich selbst heraus. Ein weiterer Beleg für ihre Ausnahmestellung ist ihr im September erschienenes sechstes Album „Ode To J. Smith“, auf dem sich Travis stilistisch weiter entwickelt haben und in einer ganz eigenen musikalischen Nische agieren. Von dieser Entwicklung, von der Herzlichkeit und aufrichtigen Attitüde des ‚guten Menschen’ werden auch die fünf Deutschlandkonzerte vom 4. bis 9. Februar in Köln, Hamburg, Berlin, München und Frankfurt berichten, die sie im Rahmen ihrer Europatournee spielen werden.


Alles begann Anfang der 90er Jahre. Damals war Francis ‚Fran’ Healy der Sänger einer siebenköpfigen Rockband namens Glass Onion. Endlose Streitereien führten zum Split der Truppe. Zusammen mit dem Gitarristen Andy Dunlop und dem Schlagzeuger Neil Primrose machte Sänger und Gitarrist Healy unter dem neuen Namen Travis weiter. Den Posten des Bassisten übergab man an den Freund Dougie Payne, der dieses Instrument bis dahin noch nie in der Hand gehalten hatte, dafür aber menschlich zu ihnen passte – und sich schnell als begnadeter Bassist erwies. In den folgenden Jahren perfektionierten die vier Schotten ihren Stil und stellten fest, dass man von Glasgow aus keine große Chance hat, Gehör zu finden. So zogen sie 1995 nach London. Nur ein Jahr später erschien ihr Debütalbum „Good Feeling“, das bereits erste Erfolge verbuchen konnte.

Der internationale Durchbruch gelang 1999 mit dem zweiten Longplayer „The Man Who“ und den bis heute im Radio rotierenden Hitsingles „Driftwood“ und „Why Does It Always Rain On Me?“. „The Man Who“ ist eine der kommerziell erfolgreichsten CDs der 90er und wurde vom amerikanischen ‚Rolling Stone’ unter die „500 besten Alben aller Zeiten” gewählt. Mit dem nächsten Album „The Invisible Band“ erfolgte dann die Transformation des Quartetts: Weg von hymnischen Popsongs mit humorvoll-biografischen Texten, hin zu einer experimentellen Einheit zwischen Rock, Britpop und dezenten avantgardistischen Spielereien mit politischem Bewusstsein. Insbesondere die Ereignisse rund um den 11. September 2001 schufen bei Sänger Healy ein politisches Engagement, dem er über seine Texte einen deutlich akzentuierten Ausdruck verleiht.

Von dieser Veränderung erzählte ihr viertes Werk „12 Memories“, mit dem sich Travis klanglich von den breit produzierten Pop-Epen entfernte und hin zu einem unkonventionelleren Sound bewegte. Im Anschluss gönnten sie sich erstmals eine längere Pause, die Healy dazu nutzte, sich im Rahmen der Initiative „Make Poverty History“ zu engagieren. 2007 erschien ihr fünftes Album „A Boy With No Name“ und nur ein Jahr später „Ode To J. Smith“ mit der perfekten Melange aus gesellschaftlichem Statement, ihrem früheren selbstironischen Unterton und einem Sound, der einerseits die großen Hits der Vergangenheit repräsentiert, andererseits Spielraum für Experimente lässt. Travis haben sich gefunden. Die anstehenden Konzerte dürften ein einziger Siegeszug der großen Emotionen und berückenden Momente werden.

 

Mi. 04.02.2009 Köln / Live Music Hall
Do. 05.02.2009 Hamburg / Docks
Fr. 06.02.2009 Berlin / Kesselhaus
So. 08.02.2009 München / Muffathalle
Mo. 09.02.2009 Frankfurt / Mousonturm