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1 Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
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13 Jahre 10 Monate her #126996
von Limerick
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Limerick antwortete auf Re: Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
Die Straße der Gedanken
Ich betrat die Straße der Gedanken. Dort befanden sich nur vier Häuser. Das erste Haus war groß, prachtvoll und schön. Neugierig betrat ich es. Es kam mir alles seltsam bekannt vor, als ich drin war. Dort standen Möbel und Spielzeug aus meiner Kindheit, ich sah meine geliebten Teddybären, mein altes Postauto aus Holz, meine Spielzeugkiste und noch viele anderen Dinge, die ich nicht vergessen hatte. Alle Menschen in diesem Haus waren glücklich und fröhlich und freuten sich, mich zu sehen. Ich betrat eines der Zimmer. Dort wohnte eine liebe Schulkameradin, mit der ich mich immer gut verstanden hatte. Sie hatte sich nicht verändert und es schien, als ob sie keinen Tag älter geworden sei, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie umarmte mich und sagte: „Schön, dass Du mich nicht vergessen hast.“ „Das werde ich nie.“ „Dann kann ich ja hier wohnen bleiben. Vielen Dank.“ Verwirrt verließ ich den Raum und ging in das nächste Zimmer. Er war eingerichtet wie ein alter Kaufmannsladen aus den 60er Jahren. Ich erkannte es wieder. Die alte Frau, die darin lebte, grüßte mich freundlich. „Komm her, mein Kleiner.“ Sie gab mir einen Lutscher. Es war wie damals in dem Eckladen am Ende der Straße, in der ich aufgewachsen war. Die Gerüche, die Farben, der Geschmack der Süßigkeit – alles war wie früher. Ich freute mich. Der dritte Raum gehörte den Tieren. Dort lebten alle meine Haustiere, die ich besessen hatte, und die schon von mir gegangen waren. Meine Hamster, meine Vögel, meine Katzen und sogar die Schnecken, die ich einst als Kind im Wald gesammelt hatte, und die ich wieder aussetzen musste, weil meine Mutter es so wollte. Die Tiere waren überglücklich, als sie mich erblickten. Auch ich freute mich über das Wiedersehen. Der vierte Raum war für die Familie gedacht. Ich erblickte meine Mutter, meinen Vater, meine Schwester, meine Tante und viele weitere Angehörige, an die ich mich erinnerte, auch wenn sie schon längst verstorben waren. Alle waren glücklich und zufrieden. Ich betrat den fünften Raum. Dort wohnten Freunde, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte. Ich hatte sie nicht vergessen. Sie sagten mir, dass das der Grund sei, warum sie hier lebten. Ich fragte: „Was ist das für ein seltsames Haus, in dem ihr hier alle lebt?“ „Das ist das Haus der positiven Erinnerungen. Vergiss uns nicht, sonst müssen wir umziehen.“ „Wohin dann?“ „Ins Haus nebenan.“
Nun sah ich mir das zweite Haus an. Es war ebenso prachtvoll und schön wie das erste, nur viel größer. Als ich es betrat, musste ich feststellen, dass mir hier nichts bekannt vorkam. Ein alter Mann kam auf mich zu. „Erkennst du mich dann nicht?“ „Nein, wer sind Sie dann?“ „Ich bin Dein alter Lehrer.“ „Ach, ja, Herr Wolters. Jetzt erinnere ich mich.“ Sein Blick erhellte sich. „Ich danke Dir. Dann kann ich endlich wieder nach nebenan umziehen. Wie wundervoll. Und vergiss mich nicht mehr.“ Ich sah mich in dem fremden Haus um, auch hier gab es viele Räume, doch die Bewohner waren unglücklich und traurig. Ich betrat ein Zimmer, es war sehr schön hier. Dort wohnte eine alte Frau. „Du hast mich vor langer Zeit vergessen, darum muss ich hier leben. Ich bin die Frau, die in der Wohnung nebenan wohnte, im Haus Deiner Kindheit.“ „Ach, ja, Frau Stolzenau.“ „Ich freue mich, Du hast mich erkannt. Ich werde wieder in das Haus nebenan umziehen können. Tausend Dank.“ Ich besuchte noch viele Menschen in diesem Haus. Ich hatte sie alle vergessen, in meiner Erinnerung war kein Platz mehr für sie. Doch die meisten kehrten in meine Gedanken zurück, als ich wiedersah. Sie durften dann alle wieder umziehen, in das erste Haus. Sie brauchten mir nicht zu sagen, was das zweite Haus war. Ich wusste es. Es war das Haus der positiven Vergessenheit.
Das dritte Haus war ebenso groß wie das erste, aber hässlich und schäbig. Dennoch betrat ich es. Es war furchtbar. Ich erkannte alles. Hier waren lauter Dinge und Menschen, bei denen es mir unangenehm war, sie wiederzusehen. Fluchtartig verließ ich dieses Haus. Es war das Haus der negativen Erinnerungen.
Das vierte Haus war auch hässlich und schäbig, aber viel größer als das dritte. Ich vermiet es, diese Räumlichkeiten zu betreten, dann dieses Haus konnte nur das Haus der negativen Vergessenheit sein.
Ich ging die Straße der Gedanken dann noch oft entlang. Das erste Haus betrat ich oft, und es wuchs und wuchs. Hingegen wurde das zweite Haus immer kleiner und kleiner, je öfter ich dort einkehrte. Das dritte Haus hingegen blieb so wie es war, so sehr ich mich auch bemühte, das alles zu vergessen. Niemals jedoch betrat ich das vierte Haus.
Ich betrat die Straße der Gedanken. Dort befanden sich nur vier Häuser. Das erste Haus war groß, prachtvoll und schön. Neugierig betrat ich es. Es kam mir alles seltsam bekannt vor, als ich drin war. Dort standen Möbel und Spielzeug aus meiner Kindheit, ich sah meine geliebten Teddybären, mein altes Postauto aus Holz, meine Spielzeugkiste und noch viele anderen Dinge, die ich nicht vergessen hatte. Alle Menschen in diesem Haus waren glücklich und fröhlich und freuten sich, mich zu sehen. Ich betrat eines der Zimmer. Dort wohnte eine liebe Schulkameradin, mit der ich mich immer gut verstanden hatte. Sie hatte sich nicht verändert und es schien, als ob sie keinen Tag älter geworden sei, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie umarmte mich und sagte: „Schön, dass Du mich nicht vergessen hast.“ „Das werde ich nie.“ „Dann kann ich ja hier wohnen bleiben. Vielen Dank.“ Verwirrt verließ ich den Raum und ging in das nächste Zimmer. Er war eingerichtet wie ein alter Kaufmannsladen aus den 60er Jahren. Ich erkannte es wieder. Die alte Frau, die darin lebte, grüßte mich freundlich. „Komm her, mein Kleiner.“ Sie gab mir einen Lutscher. Es war wie damals in dem Eckladen am Ende der Straße, in der ich aufgewachsen war. Die Gerüche, die Farben, der Geschmack der Süßigkeit – alles war wie früher. Ich freute mich. Der dritte Raum gehörte den Tieren. Dort lebten alle meine Haustiere, die ich besessen hatte, und die schon von mir gegangen waren. Meine Hamster, meine Vögel, meine Katzen und sogar die Schnecken, die ich einst als Kind im Wald gesammelt hatte, und die ich wieder aussetzen musste, weil meine Mutter es so wollte. Die Tiere waren überglücklich, als sie mich erblickten. Auch ich freute mich über das Wiedersehen. Der vierte Raum war für die Familie gedacht. Ich erblickte meine Mutter, meinen Vater, meine Schwester, meine Tante und viele weitere Angehörige, an die ich mich erinnerte, auch wenn sie schon längst verstorben waren. Alle waren glücklich und zufrieden. Ich betrat den fünften Raum. Dort wohnten Freunde, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte. Ich hatte sie nicht vergessen. Sie sagten mir, dass das der Grund sei, warum sie hier lebten. Ich fragte: „Was ist das für ein seltsames Haus, in dem ihr hier alle lebt?“ „Das ist das Haus der positiven Erinnerungen. Vergiss uns nicht, sonst müssen wir umziehen.“ „Wohin dann?“ „Ins Haus nebenan.“
Nun sah ich mir das zweite Haus an. Es war ebenso prachtvoll und schön wie das erste, nur viel größer. Als ich es betrat, musste ich feststellen, dass mir hier nichts bekannt vorkam. Ein alter Mann kam auf mich zu. „Erkennst du mich dann nicht?“ „Nein, wer sind Sie dann?“ „Ich bin Dein alter Lehrer.“ „Ach, ja, Herr Wolters. Jetzt erinnere ich mich.“ Sein Blick erhellte sich. „Ich danke Dir. Dann kann ich endlich wieder nach nebenan umziehen. Wie wundervoll. Und vergiss mich nicht mehr.“ Ich sah mich in dem fremden Haus um, auch hier gab es viele Räume, doch die Bewohner waren unglücklich und traurig. Ich betrat ein Zimmer, es war sehr schön hier. Dort wohnte eine alte Frau. „Du hast mich vor langer Zeit vergessen, darum muss ich hier leben. Ich bin die Frau, die in der Wohnung nebenan wohnte, im Haus Deiner Kindheit.“ „Ach, ja, Frau Stolzenau.“ „Ich freue mich, Du hast mich erkannt. Ich werde wieder in das Haus nebenan umziehen können. Tausend Dank.“ Ich besuchte noch viele Menschen in diesem Haus. Ich hatte sie alle vergessen, in meiner Erinnerung war kein Platz mehr für sie. Doch die meisten kehrten in meine Gedanken zurück, als ich wiedersah. Sie durften dann alle wieder umziehen, in das erste Haus. Sie brauchten mir nicht zu sagen, was das zweite Haus war. Ich wusste es. Es war das Haus der positiven Vergessenheit.
Das dritte Haus war ebenso groß wie das erste, aber hässlich und schäbig. Dennoch betrat ich es. Es war furchtbar. Ich erkannte alles. Hier waren lauter Dinge und Menschen, bei denen es mir unangenehm war, sie wiederzusehen. Fluchtartig verließ ich dieses Haus. Es war das Haus der negativen Erinnerungen.
Das vierte Haus war auch hässlich und schäbig, aber viel größer als das dritte. Ich vermiet es, diese Räumlichkeiten zu betreten, dann dieses Haus konnte nur das Haus der negativen Vergessenheit sein.
Ich ging die Straße der Gedanken dann noch oft entlang. Das erste Haus betrat ich oft, und es wuchs und wuchs. Hingegen wurde das zweite Haus immer kleiner und kleiner, je öfter ich dort einkehrte. Das dritte Haus hingegen blieb so wie es war, so sehr ich mich auch bemühte, das alles zu vergessen. Niemals jedoch betrat ich das vierte Haus.
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- Lokfuehrer
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13 Jahre 9 Monate her #127695
von Lokfuehrer
Lokfuehrer antwortete auf Aw: Re: Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
Hi Lim ,
das ist eine schöne Geschichte , die zum Nachdenken anregt .
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- Lokfuehrer
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13 Jahre 9 Monate her #127696
von Lokfuehrer
Lokfuehrer antwortete auf Aw: Re: Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
Rundungen
Es sind die Rundungen, die ich so liebe
sie erwecken in mir gewisse Triebe
die sie erwachsen lassen und sie nähren,
als wenn sie ständig hungrig wären.
Es sind die Reize runder Hügel,
die mich an viel zu langem Zügel
das Schöne sehend, suchen lassen,
um sie dann doch nicht anzufassen.
Es sind die kleinen, großen Dinge,
die ich so sehnsuchtsvoll verschlinge
und die, wenn sie umhüllt von Stoffen,
vielleicht auf etwas Freiheit hoffen?
Es sind die doppelt schönen Sinne,
bei denen ich den Traum beginne,
dass sie, verborgen in Verstecken,
erwachen, um michaufzuwecken!
Es sind die Kirschen auf der Torte,
es sind die vielen Koseworte,
es sind die Gipfel aller Lüste,
die ich als Mann beschreiben müsste.
Doch meine ich mit meinem Dichten,
die Brüste einer Frau mitnichten!
Ich meine nämlich und ich denke,
tagein, tagaus an...
Kniegelenke!
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Es sind die Rundungen, die ich so liebe
sie erwecken in mir gewisse Triebe
die sie erwachsen lassen und sie nähren,
als wenn sie ständig hungrig wären.
Es sind die Reize runder Hügel,
die mich an viel zu langem Zügel
das Schöne sehend, suchen lassen,
um sie dann doch nicht anzufassen.
Es sind die kleinen, großen Dinge,
die ich so sehnsuchtsvoll verschlinge
und die, wenn sie umhüllt von Stoffen,
vielleicht auf etwas Freiheit hoffen?
Es sind die doppelt schönen Sinne,
bei denen ich den Traum beginne,
dass sie, verborgen in Verstecken,
erwachen, um michaufzuwecken!
Es sind die Kirschen auf der Torte,
es sind die vielen Koseworte,
es sind die Gipfel aller Lüste,
die ich als Mann beschreiben müsste.
Doch meine ich mit meinem Dichten,
die Brüste einer Frau mitnichten!
Ich meine nämlich und ich denke,
tagein, tagaus an...
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- kayla MacL.
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- Nephin Beg (627 m IRL)
- Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag
13 Jahre 8 Monate her #128123
von kayla MacL.
TRÄUME NICHT DEIN LEBEN ,LEBE DEINEN TRAUM !
"Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer
Schreibtisch über den Menschen, der ihn benutzt aus?"
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kayla MacL. antwortete auf Aw: Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
Weil ich ein Träumer bin und diese Gedicht einfach NUR SCHÖN ist will ich es euch nicht Vorenthalten :roll: :!:
E.E. Cumings I carry your Heart
Ich trage dein Herz
Ich trage dein Herz bei mir, Ich trage es in meinem Herzen.
Nie bin ich ohne Es, wohin ich auch geh, gehst Du meine teure.
Und was immer nur von mir alleine getan wird,
ist auch dein Werk, mein Schatz.
Ich fürchte kein Schicksal, weil Du mein Schicksal bist meine Süße.
Ich brauche keine Welt , denn Schöne , Du bist meine Welt, meine wahre.
Und du bist wofür ein Mond jemals stand und was eine Sonne auch immer singen wird , bist Du .
Hier ist das tiefste Geheimnis das keiner kennt,
hier ist die Wurzel der Wurzel und die Knospe der Knospe
und der Himmel der Himmel eines Baumes Namens Leben.
Der höher wächst als die Seele hoffen, der Geist verbergen kann,
und dies ist das Wunder , das die Sterne in ihren Bahnen hält.
Ich trage dein Herz, Ich trage es in meinem Herzen !
E.E. Cumings I carry your Heart
Ich trage dein Herz
Ich trage dein Herz bei mir, Ich trage es in meinem Herzen.
Nie bin ich ohne Es, wohin ich auch geh, gehst Du meine teure.
Und was immer nur von mir alleine getan wird,
ist auch dein Werk, mein Schatz.
Ich fürchte kein Schicksal, weil Du mein Schicksal bist meine Süße.
Ich brauche keine Welt , denn Schöne , Du bist meine Welt, meine wahre.
Und du bist wofür ein Mond jemals stand und was eine Sonne auch immer singen wird , bist Du .
Hier ist das tiefste Geheimnis das keiner kennt,
hier ist die Wurzel der Wurzel und die Knospe der Knospe
und der Himmel der Himmel eines Baumes Namens Leben.
Der höher wächst als die Seele hoffen, der Geist verbergen kann,
und dies ist das Wunder , das die Sterne in ihren Bahnen hält.
Ich trage dein Herz, Ich trage es in meinem Herzen !
TRÄUME NICHT DEIN LEBEN ,LEBE DEINEN TRAUM !
"Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer
Schreibtisch über den Menschen, der ihn benutzt aus?"
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- Limerick
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13 Jahre 7 Monate her - 13 Jahre 7 Monate her #128584
von Limerick
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Limerick antwortete auf Aw: Gedichte, Träume und sonstige Tänzereien
Eine weitere Kurzgeschichte von mir. Auf Bookrix habe ich darauf schon, ebenso wie auf "Die Straße der Gedanken" recht positive Reaktionen gefunden:
Der Wald der Entscheidungen
Ich wurde in den Wald der Entscheidungen geschickt. Als ich ihn betrat, war ich wieder ein Kleinkind. Ich war drei Jahre alt. Ich ging den Weg entlang und erfreute mich am Duft der Bäume, des Mooses und der wilden Kräuter. Die Zeit verging rasend schnell, in zehn Minuten verging ein Jahr. Nach 90 Minuten waren folglich neun Jahre vergangen. Ich war zwölf. Der Weg gabelte sich. Dort sah ich einen Klassenkameraden von damals wieder. Er hieß Michael und war so klein und schwach, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Alle in der Klasse hatte ihn gehänselt, ich allen voran, da ich der Klassensprecher war. Michael sprach zu mir: „Erinnerst Du Dich an mich? Ihr habt mich alle geärgert, ich bin daran am Leben zerbrochen.“ Das war mir egal, ich ging den einen Weg, den ich auch damals gegangen war. Als Größter und Stärkster meiner Klasse sorgte ich wieder dafür, dass Michael von allen gemieden und unterdrückt wurde.
Ich schritt den Waldweg weiter entlang. Neun weitere Jahre gingen ins Land, ich war nun einundzwanzig und Soldat. Wieder traf ich auf eine Gabelung des Weges. Dort stand ein Kamerad von damals, er war Gefreiter, ich war Unteroffizier. Er hieß Schulze. „Guten Tag, Herr Unteroffizier. Sie kennen mich noch? Sie haben mich damals immer getriezt. Ich musste immer Sonderdienste schieben, auch wenn ich gar keine Schuld hatte. Das habe ich nicht verwunden, mein Leben ging daran zu Grunde.“ Auch hier zeigte ich keine Reue, und sah keinen Anlass, etwas zu ändern. Ich ging wieder den Weg von damals.
Ich ging weiter, bis erneut neun Jahre vergangen waren. Nun war ich dreißig und Chef einer Spedition. An der Gabelung begegnete ich einem Angestellten von damals, namens Meyer. Er war ein Idiot und völlig unfähig, das gab ich ihm deutlich zu spüren. „Sie haben mich damals entlassen.“, sagte Meyer. „Angeblich hatte ich etwas gestohlen, das stimmte aber nicht. Sie stellten mir ein schlechtes Zeugnis aus, so dass ich nie wieder einen Job fand. Das überstand ich nicht, ich landete auf der Straße.“ Das lies mich kalt, und wieder ging ich den Weg von einst.
Nach weiteren neun Jahren war ich neununddreißig Jahre alt. An dieser Gabelung stand meine damalige Frau. Sie sagte anklagend: „Ach, mein guter Ehemann. Du hast mir das Leben in der Ehe zur Hölle gemacht. Während Du Dich mit anderen Frauen amüsiert hast, musste ich mich um das Haus und die Kinder kümmern. Du hast das Geld verprasst. Ich hasse Dich, weil Du mein Leben zerstört hast.“ Höhnisch grinsend zog ich weiter, natürlich den gewohnten Weg.
Als ich achtundvierzig Jahre alt war, war ich am Ende des Waldes und meines irdischen Daseins angelangt. Da ich Michals Leben zerstört hatte, wurde er kein Chefarzt und konnte mich nicht retten. Schulze hätte eigentlich als Forscher ein Medikament entwickelt, dass mir geholfen hätte, doch dazu kam es bekanntlich auch nicht. Meyer hätte mich ebenfalls vor dem Tode bewahren können, da er der einzige kompatible Spender einer Niere war. Auch sein Leben hatte ich negativ beeinflusst, er konnte nicht gefunden werden. Wäre meine Frau nicht mit den Kindern ausgezogen, hätte sie in dieser Nacht bemerkt, dass ich vor Schmerzen aufschrie, auch das hätte meine Rettung sein können.
Ich hatte in meinen Leben vier Leute unglücklich gemacht. Nun musste ich deswegen sterben, weil ich mich viermal falsch entschieden hatte und den falschen Weg gegangen war. Überlege Dir gut die Folge Deiner Entscheidungen, es kann böse Folgen für Dich haben.
Der Wald der Entscheidungen
Ich wurde in den Wald der Entscheidungen geschickt. Als ich ihn betrat, war ich wieder ein Kleinkind. Ich war drei Jahre alt. Ich ging den Weg entlang und erfreute mich am Duft der Bäume, des Mooses und der wilden Kräuter. Die Zeit verging rasend schnell, in zehn Minuten verging ein Jahr. Nach 90 Minuten waren folglich neun Jahre vergangen. Ich war zwölf. Der Weg gabelte sich. Dort sah ich einen Klassenkameraden von damals wieder. Er hieß Michael und war so klein und schwach, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Alle in der Klasse hatte ihn gehänselt, ich allen voran, da ich der Klassensprecher war. Michael sprach zu mir: „Erinnerst Du Dich an mich? Ihr habt mich alle geärgert, ich bin daran am Leben zerbrochen.“ Das war mir egal, ich ging den einen Weg, den ich auch damals gegangen war. Als Größter und Stärkster meiner Klasse sorgte ich wieder dafür, dass Michael von allen gemieden und unterdrückt wurde.
Ich schritt den Waldweg weiter entlang. Neun weitere Jahre gingen ins Land, ich war nun einundzwanzig und Soldat. Wieder traf ich auf eine Gabelung des Weges. Dort stand ein Kamerad von damals, er war Gefreiter, ich war Unteroffizier. Er hieß Schulze. „Guten Tag, Herr Unteroffizier. Sie kennen mich noch? Sie haben mich damals immer getriezt. Ich musste immer Sonderdienste schieben, auch wenn ich gar keine Schuld hatte. Das habe ich nicht verwunden, mein Leben ging daran zu Grunde.“ Auch hier zeigte ich keine Reue, und sah keinen Anlass, etwas zu ändern. Ich ging wieder den Weg von damals.
Ich ging weiter, bis erneut neun Jahre vergangen waren. Nun war ich dreißig und Chef einer Spedition. An der Gabelung begegnete ich einem Angestellten von damals, namens Meyer. Er war ein Idiot und völlig unfähig, das gab ich ihm deutlich zu spüren. „Sie haben mich damals entlassen.“, sagte Meyer. „Angeblich hatte ich etwas gestohlen, das stimmte aber nicht. Sie stellten mir ein schlechtes Zeugnis aus, so dass ich nie wieder einen Job fand. Das überstand ich nicht, ich landete auf der Straße.“ Das lies mich kalt, und wieder ging ich den Weg von einst.
Nach weiteren neun Jahren war ich neununddreißig Jahre alt. An dieser Gabelung stand meine damalige Frau. Sie sagte anklagend: „Ach, mein guter Ehemann. Du hast mir das Leben in der Ehe zur Hölle gemacht. Während Du Dich mit anderen Frauen amüsiert hast, musste ich mich um das Haus und die Kinder kümmern. Du hast das Geld verprasst. Ich hasse Dich, weil Du mein Leben zerstört hast.“ Höhnisch grinsend zog ich weiter, natürlich den gewohnten Weg.
Als ich achtundvierzig Jahre alt war, war ich am Ende des Waldes und meines irdischen Daseins angelangt. Da ich Michals Leben zerstört hatte, wurde er kein Chefarzt und konnte mich nicht retten. Schulze hätte eigentlich als Forscher ein Medikament entwickelt, dass mir geholfen hätte, doch dazu kam es bekanntlich auch nicht. Meyer hätte mich ebenfalls vor dem Tode bewahren können, da er der einzige kompatible Spender einer Niere war. Auch sein Leben hatte ich negativ beeinflusst, er konnte nicht gefunden werden. Wäre meine Frau nicht mit den Kindern ausgezogen, hätte sie in dieser Nacht bemerkt, dass ich vor Schmerzen aufschrie, auch das hätte meine Rettung sein können.
Ich hatte in meinen Leben vier Leute unglücklich gemacht. Nun musste ich deswegen sterben, weil ich mich viermal falsch entschieden hatte und den falschen Weg gegangen war. Überlege Dir gut die Folge Deiner Entscheidungen, es kann böse Folgen für Dich haben.
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Letzte Änderung: 13 Jahre 7 Monate her von Limerick. Begründung: drei Wörter entfernt
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- Lokfuehrer
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13 Jahre 7 Monate her #128585
von Lokfuehrer
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Eine Geschichte , die mich zum nachdenken anregt
und bestätigt das Sprichwort " Man sieht sich immer zweimal im Leben "
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und bestätigt das Sprichwort " Man sieht sich immer zweimal im Leben "
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